ARC 2019 – 14 Fragen

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ARC 2019 – 14 Fragen

Ich bin wieder da, und viele Fragen werden immer wieder gestellt, daher habe ich die häufigsten hier mal zusammengefasst beantwortet:

War es schön?

Ja.

Wie war das Wetter?

Gut, gestartet sind wir in Gran Canaria bei ca. 22 Grad, nachts war es noch kühler. Im Verlauf der Reise gingen die Temperaturen schnell hoch auf ca. 28 Grad, dies war dann der Standard. Die Bekleidung war dann die Badehose und das T-Shirt … das reichte.

War es mal gefährlich?

Nein. Der konstante Passatwind birgt nur wenig Überraschungen, ab und zu mal etwas kräftigerer Wind, aber Skipper Werner hat das Boot, das Wetter und die Crew gut im Griff.

Habt ihr Wale, Haie und Delphine gesehen?

Ja, nein, ja.

Hab ihr von der Meeresverschmutzung was mitbekommen?

Nein, nur einmal ist mitten auf dem Atlantik ein Badeball an uns vorbei getrieben.

Habt ihr Fische gefangen?

Ja. Tobias hat geangelt und ein paar Goldmakrelen rausgeholt, das hat unseren Speiseplan aufgepeppt.

Was habt ihr so den ganzen Tag gemacht?

Das war – je nach Teammitglied – verschieden. Teilweise wurde gefaulenzt, gelesen, Hörbuch gehört, geschlafen, gelernt, geübt, geputzt, gesonnt, gehandwerkelt und gekocht.

Wie war die Verpflegung?

Sehr gut. Wir hatten zwei Kühlschränke und einen Tiefkühlschrank an Bord, es hat uns an nichts gefehlt.

Hat auch irgendetwas gar nicht geklappt?

Ja, das Abnehmen. Ich hatte die vage Vorstellung, dass ich ggf. ein paar Kilo abnehmen könnte, weit gefehlt. Gutes Essen und wenig Bewegung haben dieses Vorhaben schnell vereitelt.

Was waren das für Leute die da mitgesegelt sind?

Also fangen wir mal an, sie zu beschreiben ohne konkrete Namen zu nennen:

Mr. T.
Mitte 40, noch nie gesegelt, selbstständiger Handwerker, depressiv aber in Behandlung. Er hat sich nahezu gar nicht an den Aufgaben an Bord beteiligt. Angemessene Körperhygiene, Benehmen und Manieren sowie der Intellekt waren – wenn überhaupt – nur in homöophatischen Dosen vorhanden. Dafür wartete er allzu oft ungefragt mit Halbwissen, altklugen Tipps und Pseudo-Erfahrungen auf. Kurzum, ein Typ wie ihn Stefan Stoppok hier sehr treffend beschreibt.

Mr. M.
Arzt aus Berlin, Bootseigner und schon 2 Atlantik-Überquerungen im Erfahrungsschatz. Seglerisch gut ausgebildet und ein gutes Talent, dieses Wissen weiterzugeben. Fleißig bei anstehenden Aufgaben, aber zum Teil sehr herrisch und egoman bei der Durchsetzung seiner Wünsche. Im Großen und ganzen aber umgänglich.

Mrs. Y.
Freundin von Mr. M seit ein paar Wochen und noch nicht gesegelt. Sehr ängstlich und unsicher den ganzen Törn hinweg, nur sehr bedingt für Arbeiten und Wachdienste einsetzbar. Sie hat das große Ziel, mit Mr.M. schon im kommenden Jahr um die Welt zu segeln… da bin ich mal gespannt.

Mr. P.
Ruhiger Typ, Mitte 50 und selbst Bootseigner sowie erfahrener Segler. Diese Atlantik-Überquerung war ein Traum und Ziel, welches nunmehr verwirklicht wurde. Ein fleißiges und erfahrenes Nordlicht und eine Bereicherung der Crew. Sein Sinn für Humor deckte sich in großen Teilen mit meinem, das ist nicht selbstverständlich.

Mr. H.
Ende 50 und sehr wissend. Er war an allen möglichen und unmöglichen Stellen dazu berufen, aus seinem profunden Wissen zu berichten, unabhängig von einer etwaigen Frage …. viele Segelscheine, viele Segeltörns und scheinbar noch mehr darüber zu berichten als Bobby Schenk. Aber im Grunde seines Herzens ein guter Kerl … auch wenn das Sehen und Erledigen von Aufgaben ihm nicht so lag, wie das Delegieren.

Skipper Werner
Ein Fels in der Crew, führte das Schiff sicher durch Wind und Wetter, hatte die technischen Unwägbarkeiten sehr gut im Griff und machte auch am Herd eine gute Figur.

Würdest du das wieder machen?

Ja, aber zunächst würde ich gern den Rückweg, also über den Atlantik von West nach Ost segeln, das ist seglerisch etwas anspruchsvoller.

Man sagt, wenn man so einen Törn hinter sich hat, ist man ein anderer Mensch, stimmt das?

Ja und Nein.

Auf so einem Törn und ganz speziell auf den Nachtwachen hat man viel Zeit zum Nachdenken. Das hierzulande omnipräsente Mediensurren aus Erreichbarkeit, Nachrichten, Netzwerken, Werbung und Co. fehlt komplett. Man kann in dieser Stille wieder zu dem finden, was wirklich wichtig ist. So sortiert man seine Werte und Gedanken neu und sieht dann einiges klarer …. man ist also kein neuer Mensch aber man ist deutlich aufgeräumter im Inneren.

Was war die eindrucksvollste Erfahrung?

Von der Reise her sind zwei Dinge besonders eindrucksvoll gewesen.

Zum Einen der Sternenhimmel bei Neumond wenn keinerlei sonstiges Licht im weiten Rund existiert. So viele Sterne wie in diesen Nächten hab ich noch nie gesehen, das war wundervoll.

Zum Anderen die Atlantikwelle. Wenn man mit dem Passat segelt, dann bringt einen nicht nur der achterliche Wind voran, sondern auch die mächtige, achterliche Welle von bis zu 8 Metern. Wenn solche Wellen von hinten heranrauschen, das Boot sanft hochheben und nach vorn schieben, dann ist das schon beeindruckend.

Welche Erkenntnisse sind bei dir geblieben?

Einige, zum Teil sehr persönliche Erkenntnisse habe ich auf dieser Reise für mich erlangt, hier ein publizierbarer Auszug:

  • Die Welt ist so groß …. wir sehen hier in Europa nur einen ganz kleinen Teil davon.
  • Es gibt andere Lebensmodelle als nur das hierzulande übliche Hetzen, diese haben auch ihren Charme.
  • Materielle Werte sind ok und nützlich, wirklich wichtig sind aber die Menschen in meinem Leben, meine Familie.
  • Gute Manieren, gutes Benehmen und ein Grundmaß an Bildung sind enorm wichtig. Ich bin froh, dass ich meinen Kindern dies mitgeben konnte.
  • Eigenverantwortung und Eigeninitiative sind sehr wertvolle Charaktereigenschaften …. die leider immer seltener werden ….. Für sehr viele Menschen reicht das Erzählte und es zählt das Erreichte nicht mehr.
  • Alle heißt keiner und Team bedeutet … „Toll, ein anderer macht’s“ … Kollaborative Stuhlkreiskommunikation ist untauglich um etwas zu erreichen, dazu braucht es klare Vision, Zielfokusierung, Führung und Hierachie.
  • Ich habe noch viel zu lernen, wenn ich selbst mal als Skipper auf große Fahrt gehen möchte. Ein Skipper für solch ein Unterfangen ist zu 80 % ein guter Mechaniker und 20% ein guter Segler.